Der Atlantik kann launisch sein. An einem Tag warm und glatt, am nächsten kalt und aufgekräuselt – und genau diese Unberechenbarkeit macht das Surfen hier für mich so reizvoll. Eine der häufigsten Fragen, die ich bekomme, ist: Welche Neoprenstärke brauchst du wirklich für Atlantic-Sessions? In diesem Artikel teile ich meine persönlichen Erfahrungen, praktische Faustregeln und konkrete Empfehlungen – damit du nicht frierst, nicht überheizt und möglichst lange draußen bleiben kannst.
Warum Neoprenstärke mehr ist als nur eine Zahl
Neoprenstärke (z. B. 3/2, 4/3, 5/4/3) sagt dir, wie dick das Material an verschiedenen Körperstellen ist. Aber allein die Zahl entscheidet nicht über Komfort. Passform, Materialqualität, Nähte, Reißverschluss-Typ und sogar deine Aktivität beeinflussen, welche Wahl die richtige ist. Ich habe Sessions erlebt, in denen ein schlecht sitzender 4/3 fast kälter war als ein perfekt passender 3/2.
Grundregeln nach Wassertemperatur
Hier meine pragmatischen Empfehlungen, basierend auf vielen Jahren Atlantik-Surfen in Europa (Portugal, Spanien, Frankreich, Nordspanien bis Bretagne). Diese Richtwerte berücksichtigen mittlere Wind- und Luftbedingungen — bei starkem Wind oder Regen solltest du eine Schicht dicker wählen.
| Wassertemperatur (°C) | Empfehlung | Bemerkung |
|---|---|---|
| 20°C und mehr | Springsuit / Shorty oder kein Neopren | Sommer: Lycra + Boardshorts oder 2/3 mm Shorty |
| 17–20°C | 3/2 mm Fullsuit | Viel Bewegungsfreiheit, für längere Sessions bei Wind evtl. 4/3 |
| 14–17°C | 4/3 mm Fullsuit | Standard für Frühling/Herbst an vielen Spots |
| 10–14°C | 5/4/3 mm oder 4/3 mit Boots/Cap | Boots (3–5 mm) und je nach Kälte eine Haube |
| 7–10°C | 5/4/3 mm + Haube + dicke Boots | Winterliche Bedingungen, oft Schichtsystem |
| <7°C | 6/5/4 mm oder Long John + Neoprenjacke + Haube | Nordküsten, Winter – hochwertige Nähte/Material wichtig |
Wesentliche Einflussfaktoren — darauf achte ich
Wenn ich meine Ausrüstung auswähle, denke ich an folgende Punkte:
Praktische Kombinationen und Layering
Layering ist für mich oft der Schlüssel, besonders im Übergangswetter. Beispiele aus meiner Praxis:
Ein Tipp: Ich trage oft eine dünne Neopren- oder Thermo-Unterwäsche (z. B. von Patagonia oder XCEL) beim Wechsel zwischen Sessions — das spart Energie beim Warmwerden.
Marken und Modelle, die ich empfehle
Es gibt viele gute Hersteller. Einige Modelle haben sich für mich bewährt:
Wichtig: Probiere immer an, auch wenn du online bestellst. Zwei verschiedene 4/3 von unterschiedlichen Marken können sich völlig anders anfühlen.
Boots, Handschuhe und Hauben — wann sie nötig sind
Die Füße und Hände kühlen schnell aus. Ich empfehle:
Meine Regel: Lieber kurzzeitig ungewohnt dickere Boots als eine Session früher aufhören müssen, weil du kalte Füße hast.
Tipps zur Pflege und Lebensdauer
Damit dein Neopren warm bleibt:
Ein gut gepflegter Anzug hält länger und bleibt besser flexibel — das spart Geld und ist nachhaltiger, ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt.
Persönliche Erfahrungen
Ich erinnere mich an eine Session in der Bretagne im April: Luft 12°C, Wasser 13°C. Ich war zuerst mit meinem geliebten 3/2 draußen — nach einer Stunde zitternd zurück ans Ufer. Seitdem nehme ich im Frühling lieber meinen 4/3 oder ziehe eine dünne Neoprenweste darüber. Kleine Investitionen wie diese verlängern meine Sessions merklich.
Andererseits liebe ich Sommerstunden auf meinem Longboard bei 20°C, wo ein Shorty oder gar nur ein Lycra ausreichen. Die richtige Balance zu finden heißt: beobachten, anpassen und Erfahrungen sammeln. Wenn du unsicher bist, pack lieber eine Schicht mehr ein – das Wasser im Atlantik ist gnadenlos, aber mit der richtigen Ausrüstung kannst du seine Schönheit viel länger genießen.