Nachhaltigkeit

Nachhaltig reisen: low-impact-anreiseoptionen für europäische surfdestinationen

Nachhaltig reisen: low-impact-anreiseoptionen für europäische surfdestinationen

Ich reise so oft wie möglich mit möglichst geringem Einfluss auf die Umwelt – nicht weil ich perfekt sein will, sondern weil jede Entscheidung zählt. Als Surferin ist die Anreise zu Spots oft der größte CO2-Treiber in meinem Jahreskonto. In diesem Artikel teile ich meine erprobten low-impact-Anreiseoptionen für europäische Surfdestinationen, praktische Tipps zum Transport von Board und Gepäck sowie Strategien, wie du Zeit, Geld und Emissionen sinnvoll ausbalancierst.

Warum grüner anreisen?

Kurz und ehrlich: Fliegen ist bequem, aber auf Kurzstrecken mit Abstand die schädlichste Option pro Kilometer. Wenn ich Kälte, Überfüllung am Check-in und das Risiko eines beschädigten Boards mit einrechne, ist der Zug oder die Fähre oft entspannter – vor allem, wenn ich die Reise als Teil des Erlebnisses sehe: Küstenlandschaften ziehen vorbei, ich treffe Menschen, kann mein Board in Ruhe verstauen und bin schon ab dem ersten Tag entspannter.

Zugreisen: Mein Favorit für viele europäische Ziele

Züge sind für mich das klare First Choice, wenn es um Nachhaltigkeit und Komfort geht. In Europa sind Fern- und Nachtzüge mit Angeboten wie ÖBB Nightjet, DB Nightjet, SNCF Intercités oder FlixTrain gut ausgebaut. Mit Nachtzügen spare ich eine Hotelnacht und komme ausgeruht an – perfekt, wenn früh morgens der Spot wartet.

  • Vorteile: Geringer CO2-Ausstoß, kein Flüssigkeiten- oder Gepäckstress, oft gute Sitz- und Schlafmöglichkeiten.
  • Nachteile: Tickets können je nach Strecke teurer sein als Fernbus; direkte Verbindungen fehlen manchmal.
  • Board-Transport: Viele Züge erlauben Surfboards gegen Gebühr oder als normales Gepäckstück; frühzeitig informieren und gegebenenfalls Platz reservieren.

Meine Routinen beim Zugreisen: Ich buche so früh wie möglich (Sparpreise nutzen), packe mein Board in eine gepolsterte Boardbag und nehme Kabelschlösser mit. Bei internationalen Verbindungen achte ich auf die Umsteigezeiten – 20–30 Minuten sind oft knapp mit großem Gepäck.

Fähren: Meer fahren statt in den Himmel

Für Inselziele und Ziele entlang langer Küsten sind Fähren für mich unschlagbar. Anbieter wie Brittany Ferries, DFDS, Stena Line oder die lokalen griechischen und italienischen Fährgesellschaften verbinden Städte und Inseln nachhaltig. Die Überfahrt ist entspannter als das Flugzeug, man kann nachts schlafen oder tagsüber aufs Deck gehen – und Boards lassen sich oft problemlos mitnehmen.

  • Tipps: Früh buchen, nach Surf- oder Fahrrad-Rabatten fragen, und Kabinen nehmen, wenn die Überfahrt lang ist. Manche Fähren erlauben auch E-Bikes oder Surfboards gegen kleine Gebühren.
  • Nachteil: Zeitaufwendig für sehr weite Strecken – dafür oft deutlich geringerer CO2-Fußabdruck.

Bus & Fernbusse: günstig und oft überraschend komfortabel

Fernbusse (z. B. FlixBus) sind eine preiswerte Alternative, besonders wenn Direktverbindungen vorhanden sind. Ich nutze sie vorzugsweise für kürzere Strecken oder wenn Zugverbindungen zu umständlich wären. Für spontane Trips sind Mitfahrgelegenheiten via BlaBlaCar eine weitere Option – oft günstiger als Zug und sozialer, weil man Menschen und Geschichten teilt.

Carsharing und Elektroautos: flexibel und sauberer

Wenn ich an abgelegene Spots fahre, wo Bus- und Zuganschluss schlecht sind, wähle ich Carsharing-Services (z. B. Share Now, Sixt Share) oder miete ein Elektroauto. Eine weitere Möglichkeit ist die Kombination aus Bahn + Carsharing am Zielbahnhof. So reduziere ich die Strecke, die ich mit einem fossil betriebenen Fahrzeug fahren müsste.

  • Praktisch: Ladeinfrastruktur prüfen (Plugsurfing, Chargemap), Ladezeiten einplanen, und auf die Board-Transportpolitik des Mietanbieters achten.

Fahrrad + Zug: Die letzte Meile clever lösen

In vielen Küstenstädten ist das letzte Stück bis zum Spot am entspanntesten mit dem Fahrrad oder E-Bike – gerade wenn Parkplätze rar sind. Ich nehme oft ein klappbares Fahrrad mit Zugverbindungen oder miete vor Ort ein E-Bike. Auch Cargo-Bikes sind eine tolle nachhaltige Lösung für kurze Wege mit Board, vor allem bei Familien oder Gruppen.

Praktische Tipps für den Transport von Surfboards

  • Boardbag: Investiere in eine gepolsterte Boardbag mit Schulterriemen und Rollen. Sie schützt und macht das Handling bei Zug- und Fährreisen einfacher.
  • Kooperationen: Manche Bahn- und Fährunternehmen bieten spezielle Hinweise/Ermäßigungen für Surfer – vorher anrufen lohnt sich.
  • Minimal packen: Je leichter du reist, desto flexibler bist du. Ein kompakter Wetsuit, Repair-Kit, Wax und ein Ersatzfinnen-Set genügen oft.
  • Gruppenreisen: Bei mehreren Surfern kommt ein größerer Kombi oder Van mit geteilter Anreise oft günstiger und nachhaltiger als jeder einzeln.

Tabelle: Vergleich von Anreiseoptionen (vereinfacht)

Option CO2 (ca. pro Person / 100 km) Vorteile Nachteile
Zug ~2–6 kg (je nach Strecke) Komfortabel, geringe Emissionen, keine Gepäckschlangen Preise schwanken, direkte Verbindungen fehlen manchmal
Fähre ~5–12 kg Bequem, Boards meist erlaubt, schönes Reiseerlebnis Langsam, abhängig von Routen
Fernbus ~6–10 kg Günstig, viele Verbindungen Weniger Komfort, begrenzter Platz für Boards
Mitfahrgelegenheit / Carsharing ~8–14 kg Flexibel, sozial, oft günstig Emissionen höher als Bahn, abhängig vom Fahrzeug
Flugzeug (Kurzstrecke) ~150–250 kg Schnell Sehr hoher CO2-Ausstoß, Stress mit Boards

Slow Travel statt Fast Arrival

Mein wichtigster Ratschlag: Plane Reisen bewusst und nutze Zwischenstopps. Statt an einem Freitagmorgen zu fliegen, mache ich aus der Anreise einen kleinen Roadtrip mit zwei Stopps an neuen Spots – so wird die Fahrt selbst Teil des Abenteuers. Das reduziert nicht nur den Stress, sondern oft auch die Kosten pro Tag vor Ort.

Carbon-Offsets und lokale Verantwortung

Compensating allein ist kein Freibrief zum Fliegen, aber wenn eine Flugreise unvermeidbar ist, nutze ich seriöse Anbieter (z. B. Gold Standard Projekte) und kombiniere das mit lokalem Engagement: Müllsammelaktionen am Strand, Unterstützung nachhaltiger Surfshops oder klimafreundlicher Unterkünfte. Kleine Aktionen vor Ort multiplizieren die Wirkung.

Tools und Ressourcen, die ich nutze

  • Deutsche Bahn / ÖBB / SNCF-Websites für Zugverbindungen
  • FlixBus und BlaBlaCar für günstige Bus- und Mitfahr-Optionen
  • Chargemap, Plugsurfing für Ladeinfrastruktur bei E-Autos
  • Fähren-Websites (Brittany Ferries, DFDS) für Routen und Board-Regeln
  • Interrail/Eurail-Pässe für flexible Bahnreisen über mehrere Länder

Nachhaltig zu reisen heißt nicht, auf Abenteuer zu verzichten. Es heißt, Entscheidungen zu treffen, die langfristig das Meer und die Communities schützen, die wir lieben. Für mich ist die langsamere, bewusstere Anreise nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch der Beginn eines besseren Surftrips: weniger Stress, mehr Begegnungen und oft bessere Wellen.

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