Portugal ist bekannt für Nazaré und Peniche — zwei Ikonen, die jeder Surfer auf dem Schirm hat. Trotzdem habe ich in den letzten Jahren immer wieder bewusst die Hauptstraßen verlassen, um versteckte Spots zu finden, die oft leerer, abwechslungsreicher und manchmal einfach magischer sind. In diesem Artikel nehme ich dich mit zu meinen liebsten, weniger bekannten Surfspots in Portugal, die abseits des Mainstreams liegen. Ich erzähle dir, wie du hinkommst, welche Bedingungen du erwarten kannst, welche Bretter funktionieren und worauf du in puncto Sicherheit und Local-Etikette achten solltest.
Warum abseits surfen?
Für mich geht es nicht nur um perfekte Wellen, sondern um das Erlebnis: der Weg dorthin, die Ruhe im Line-up, die Verbindung mit der Küste. Abseits der bekannten Spots findest du oft freundlichere Locals, unberührtere Strände und Surfbedingungen, die dir neue Skills abverlangen. Außerdem ist es nachhaltiger — weniger überlaufene Parkplätze, weniger Touristendruck auf kleine Gemeinden. Auf koenige-der-wellen.de schreibe ich deshalb gern über diese Ecken, weil sie zeigen, wie vielfältig Portugals Küste wirklich ist.
Praia da Areia Branca (zwischen Peniche und Lissabon)
Obwohl nicht komplett unbekannt, bleibt dieser Küstenabschnitt oft hinter Peniche zurück. Die Bucht bietet mehrere Breaks: sandige Pointbreaks, beachbreaks und bei südwestlicher Swellrichtung auch gut geformte Wellen. Besonders im Frühling und Herbst sind die Bedingungen stabil.
- Zugang: Parken an den kleinen Zufahrtswegen, kurze Strandwege — festes Schuhwerk hilft bei den Dünen.
- Boards: Midlengths und Fish funktionieren großartig, bei stärkerem Swell sind kürzere shortboards angebracht.
- Tipps: Achte auf lokale Fischernetze und respektiere Angelstellen. Morgens ist meist weniger los.
Praia do Amado (Westalentejo, nahe Carrapateira)
Amado ist bei europäischen Surfern inzwischen populär, aber wenn du ein Stück weiter entlang der Küste gehst, findest du kleine Buchten und Points, die fast für dich allein sind. Die Küste um Carrapateira hat viele Mikrospills — perfekte Playground-Wellen.
- Zugang: Kleine Küstenwege, an denen man teilweise wandern muss. Nutze lokale Parkmöglichkeiten und hinterlasse keinen Müll.
- Boards: Ein 6’0–6’6 shortboard deckt die meisten Situationen ab; ein Longboard fürs gemütliche Cruisen bei kleinen Tagen.
- Tipps: Wind kann schnell drehen — checke Windfinder oder Magicseaweed vor der Abfahrt.
Praia da Samoqueira und Odeceixe (Alentejo)
Weiter südlich, zwischen Aljezur und Vila Nova de Milfontes, liegen Strände, die oft nur von lokalen Surfern besucht werden. Samoqueira hat steilere, kraftvolle Wellen bei SSW-Swell. Odeceixe ist vielseitig: Flussmündung trifft Meer — was bei bestimmten Bedingungen fantastische Sandbanks formen kann.
- Saison: Herbst bis Frühling bietet häufig die besten Swells.
- Sicherheit: Die Strömungen an Flussmündungen sind tückisch — schwimme nicht allein und beobachte die Strömungen vom Ufer.
- Nachhaltigkeit: Bring eine wiederverwendbare Trinkflasche mit — in kleinen Orten sind Wasserpunkte oft rar.
Praia do Cordoama und Ponta Ruiva (Aljezur)
Das Gebiet um Aljezur ist für mich ein Favorit wegen seiner Vielseitigkeit. Cordoama hat kräftige Beachbreaks, Ponta Ruiva ist ein rauerer Point mit Power. Diese Spots sind perfekt, wenn du mal echtes Atlantik-Feeling willst — oft wilde Landschaft, imposante Klippen und nur wenige Menschen.
- Zugang: Einige Zugänge erfordern Trittsicherheit — nicht für Rollkoffer geeignet.
- Boards: Ein widerstandsfähiges Shortboard; bei Sandbanktagen auch ein Funboard.
- Tipps: Nimm einen leichten Erste-Hilfe-Kit mit — die Klippenbereiche können scharf sein.
Praia de São Torpes (Alentejo südlich von Sines)
Dieser Spot ist besonders bei wärmeren Luft- und Wassertemperaturen interessant — durch eine nahegelegene Kraftwerkswärmequelle ist das Wasser hier manchmal wärmer als anderswo. São Torpes hat mehrere Breaks entlang einer langen Küstenlinie und kann überraschend sauber und leer sein.
- Boards: Midlength bis Shortboard, je nach Größe.
- Besonderheit: Ideal für Fotografen — weite Horizonte und dramatische Sonnenuntergänge.
- Ethik: Respektiere lokale Badezonen — Parks und Strände dienen oft mehreren Nutzergruppen.
Wie ich Spots finde — praktische Tipps
Manchmal ist das beste Tool noch immer das Wandern entlang der Küste und das Gespräch mit Einheimischen. Ich kombiniere mehrere Quellen:
- Lokale Surfshops: Fragen lohnt sich — Verkäufer kennen oft geheime Breaks.
- Community-Foren & Social Media: Instagram kann gute Hinweise liefern, aber Vorsicht mit genauen Koordinaten — manche Locals möchten Ruhe.
- Topo-Karten & Google Earth: Klippen, Strömungen und Sandbänke lassen sich gut vorplanen.
Sicherheit & Local-Etikette
In ruhigeren Spots ist es wichtig, besonders rücksichtsvoll zu sein:
- Sei freundlich und begrüße Locals kurz — das öffnet oft Türen.
- Starte nicht direkt in der Line-up-Zone von Gruppen; paddel etwas abseits an und finde deinen Platz.
- Kenntnis der Gezeiten und Strömungen ist Pflicht — viele dieser Spots verzeiht Fehler nicht.
- Müll: Nimm alles mit. Ich habe immer einen kleinen Müllbeutel im Auto oder Rucksack.
Ausrüstungsempfehlungen & Nachhaltigkeit
Ich packe bewusst leicht, aber funktional:
- Ein robustes Shortboard (zum Beispiel ein modernes Thruster von lokalen Shapern) und ein Midlength für faulere Tage.
- Wetsuit: 3/2 für Sommer, 4/3 oder 5/4 für die kalten Monate. Ich nutze oft Anzüge von Patagonia oder O’Neill — auf Haltbarkeit achten, damit seltener ersetzt werden muss.
- Wachs & Pflege: Verwende ökologische Wachse, wann immer möglich, und repariere Dings selbst mit einem kleinen Repair-Kit.
- Transport: Carpool oder kombiniere Stops — das reduziert CO2 und ist effizienter.
Beste Zeiten für Entdeckungstouren
Die Übergangszeiten Frühling und Herbst sind für mich am ergiebigsten: konsistente Swells, weniger Touristen und angenehme Temperaturen. Im Sommer entpuppen sich viele Spots bei Südwind als ruhiger Spielplatz, ideal für Longboards und Fotos.
Wenn du selbst losziehen willst
Nimm dir Zeit zum Erkunden — das Auto an einer kleinen Seitenstraße zu parken und ein Stück zu Fuß die Küste entlangzugehen, hat mir die besten Überraschungen beschert. Fotografiere verantwortungsbewusst, respektiere Wege und Privateigentum, und teile deine Entdeckungen auf eine respektvolle Art — auf koenige-der-wellen.de freue ich mich immer über Tipps und Geschichten von dir.