Im Line-up stehen, die Ferne absuchen und entscheiden: Gehe ich raus, bleibe ich hier oder paddle ich rüber? Diese Sekunden entscheiden oft über eine großartige Session oder eine frustrierende Zeit auf dem Board. In meinen vielen Jahren zwischen Küste und Wellen habe ich mir fünf einfache Signale angeeignet, die mir helfen, die richtige Lineup-Entscheidung zu treffen. Sie sind praxisnah, schnell abrufbar und kombinierbar — und sie beruhigen auch das Herz, wenn die Wellen unübersichtlich wirken.
Signal: Wellenperiode und Set-Verhalten beobachten
Das erste, was ich immer checke, ist die Periode und wie regelmäßig Sets ankommen. Eine längere Periode (z. B. über 10–12 Sekunden) bringt sauberere, kräftigere Sets — ideal für längere, kraftvolle Wellen. Kürzere Perioden erzeugen chaotischere Verhältnisse mit vielen kurzen, schwachen Wellen.
Wie ich das praktisch mache: Ich zähle den Abstand zwischen zwei markanten Kämmen oder Set-Ankünften in Sekunden. Noch schneller: Ich beobachte, ob große Sets in festen Abständen kommen oder ob die Wellen unregelmäßig sind. Bei unregelmäßigen Sets warte ich lieber ab, bevor ich mich zwischen Drift und Positionierung entscheide — sonst verbringe ich nur Energie ohne gute Welle.
Signal: Form der Wellenkante und "Sollbruchstellen" lesen
Die Form der Wellenkante verrät mir, wie die Welle brechen wird. Eine saubere, lange Linie zeigt oft auf einen gleichmäßigen, peelenden Break; eine punktuell ausbrechende Kante (mit Spitzen oder "peaks") weist auf schnelle, steilere Abschnitt hin.
Beim Blick aufs Wasser prüfe ich:
Ein praktischer Trick: Ich suche nach Schattenlinien oder Sonnenreflexen auf der Kante — so erkenne ich schnell, wo die Welle zuerst aus dem Wasser "steht". Auf Reef-Breaks zeigt eine abrupt ansteigende Kante meist ein steiles Take-off.
Signal: Strömungen und Currents — nicht unterschätzen
Strömungen sind für mich einer der wichtigsten Sicherheits- und Performancefaktoren. Selbst auf perfekten Wellen kann eine starke seitliche oder ablandige Strömung die Entscheidung kippen.
Wie ich Strömungen einschätze:
Wenn ich merklich gegen eine starke Strömung anpaddle, entscheide ich mich häufig für einen anderen Spot oder warte auf einen günstigeren Zustand — bessere Waves sind nichts wert, wenn du ausgelaugt bist oder Probleme bekommst, zurückzukommen.
Signal: Windrichtung und -stärke im Zusammenspiel mit Local Knowledge
Wind verändert das Gesicht einer Welle binnen Minuten. Offshore macht eine Welle sauberer und höher, side-shore kann sie unruhig und brechend machen, onshore verwandelt schöne Linien in Brei. Ich checke Wind nicht nur auf dem Handy, sondern auch visuell: Fahnen, Rauch, Bootswellen und die Wasseroberfläche geben mir schnelle Hinweise.
Ein paar meiner Grundregeln:
Local Knowledge ist hier Gold wert: Ein kurzer Plausch mit einem lokalen Surfer oder Guide kann mir sagen, wann der Wind typischerweise dreht und welche Spots bei bestimmten Windrichtungen noch funktionieren.
Signal: Menschen im Line-up — Verhalten und Skill-Level lesen
Die Anzahl und das Verhalten der Surfer verraten viel über den aktuellen Spot. Viele lokale Surfer an einem bestimmten Peak heißt meist, dass der Break dort besser funktioniert. Geringe Ansammlungen können entweder auf schlechte Bedingungen oder auf ein Geheimnis hindeuten — ich nutze beides als Indikator.
Worauf ich achte:
Manchmal ist weniger mehr: Auf überfüllten Spots habe ich bessere Sessions, wenn ich eine kleine Variante des Breaks weiter rechts oder links ansteuere. Das erhöht die Chancen auf cleane Wellen und reduziert Stress.
Praktische Hilfsmittel, die ich nutze
Neben meiner Beobachtung nutze ich ein paar Tools, die meinen Entscheidungsprozess beschleunigen:
Wichtig: Kein Tool ersetzt Augenmaß und Erfahrung. Ich nutze Technik ergänzend, nicht als Ersatz für das Lesen der Wellen.
| Signal | Was ich aus diesem Signal schließe | Meine Aktion |
|---|---|---|
| Perioden/Set-Verhalten | Lange Perioden = sauberere Sets | Positionieren, auf stärkere Sets warten |
| Wellenkante/Form | Peeling vs. sections | Peak wählen oder weiter paddeln |
| Strömungen | Starke Strömung = mehr Kraftaufwand | Anderen Spot wählen / Sicherheit priorisieren |
| Wind | Offshore hilft, Onshore stört | Spot wechseln oder Position anpassen |
| Menschen im Line-up | Skill-Level & lokale Regeln sichtbar | Rücksicht nehmen / alternative Peaks suchen |
Diese fünf Signale kombiniere ich in weniger als einer Minute, wenn ich am Ufer stehe. Sie helfen mir nicht nur, bessere Wellen zu finden, sondern auch sicherer zu surfen. Probiere sie beim nächsten Besuch aus: Beobachte bewusst, kombiniere die Hinweise und triff Entscheidungen, die sowohl Spaß als auch Sicherheit maximieren. Bis bald im Line-up — ich sehe dich draußen!